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Auf einmal ein Sklave

Joseph wird von seinen eifersüchtigen Brüdern in die Sklaverei verkauft.
Beigesteuert von Bible Pathway Adventures
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Vor langer Zeit lebte in dem Land Kanaan ein großer hebräischer Stammesvater namens Jakob. Er hatte vier Frauen und viele Kinder. Und unter all seinen Söhnen mochte Jakob den jungen Joseph am liebsten.<br/>Als Joseph heranwuchs, merkten seine Brüder immer stärker, dass ihr Vater ihren kleinen Bruder mehr liebte als sie. Und Joseph selbst machte es noch schlimmer: Er verpetzte seine Brüder immer vor seinem Vater, wenn sie sich danebenbenommen hatten. Sie waren aber auch nicht sehr nett, nicht zu Joseph, nicht zu den Nachbarn, nicht einmal zu einander.<br/>Der älteste Sohn, Ruben, benahm sich so schlecht, dass Jakob ihm das Geburtsrecht aberkannte, das eigentlich immer der Erstgeborene bekam, und es stattdessen Joseph gab. „Wenn ich sterbe, soll Joseph Oberhaupt <br/>der Familie werden“, verkündete Jakob. Er schenkte ihm wunderschönen Ehrenmantel, um allen zu zeigen, wie sehr er seinen jungen Sohn liebte.<br/>Joseph war stolz auf seinen schönen Mantel. Er trug ihn zu jedem Anlass. <br/>Als seine Brüder aber erfuhren, was ihr Vater getan hatte, wurden sie noch neidischer auf Joseph und wünschten, dass er verschwinden würde. – Folie 1
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Eines Nachts, als alle schliefen, hatte Joseph einen merkwürdigen Traum. Als er aufwachte, erzählte er aufgeregt seinen Brüdern davon: „In meinem Traum haben wir alle Getreide zusammengebunden und eure Getreidebündel haben sich vor meinen verbeugt!“<br/>Josephs Brüder knirschten mit den Zähnen. Sie wollten nichts über diesen komischen Traum ihres kleinen Bruders hören. „Na klar“, verspotteten sie <br/>ihn. „Du wirst ganz bestimmt unser König und sehr gut darin sein, uns herumzukommandieren!“<br/>Kurze Zeit später hatte Joseph wieder einen Traum. „Hört zu!“, sagte er. „In diesem Traum haben sich die Sonne, der Mond und elf Sterne alle vor mir verbeugt.“ Dieses Mal erzählte er es nicht nur seinen Brüdern, sondern auch seinem Vater Jakob.<br/>„Was hast du für merkwürdige Träume?“, sagte Jakob. „Glaubst du etwa, dass wir uns alle vor dir verbeugen werden?“ Josephs Brüder stimmten zu. „Wir verbeugen uns doch nicht vor unserem kleinen Bruder. Er glaubt wohl, dass er besser ist als wir alle.“ Ihre Herzen wurden bitter und sie hassten ihn noch mehr als vorher. – Folie 2
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Jakob lebte mit seiner Familie zwar in Zelten, war aber trotzdem ein reicher Mann. Er besaß große Schaf- und Ziegenherden und dazu viele Kamele und Esel. Jeder in der Familie arbeitete jeden Tag in den Feldern oder hütete die Tiere.<br/>Eines Tages trieben die Brüder die Schafe ihres Vaters zu einem weit entfernten Feld, um sie dort grasen zu lassen. Jakob wusste, dass seine Söhne oft Unsinn anstellten, wenn sie weit von zuhause weg waren. Als sie nach vielen Tagen noch nicht wieder da waren, sagte er zu Joseph: „Schau doch bitte mal nach, ob deine Brüder sich benehmen.“ <br/>Joseph gehorchte seinem Vater sofort. Er warf sich seinen schönen Mantel um und machte sich auf die Suche nach seinen Brüdern. Als diese ihn in der Ferne erspähten, sagte einer von ihnen: „Da kommt Joseph, der Träumer. Warum töten wir ihn nicht einfach und sagen, dass er von einem wilden Tier gefressen wurde?“<br/>Die anderen Brüder nickten. „Hier ist ja sonst niemand. Wer wird jemals erfahren, was wir getan haben?“ Doch Ruben, der sich heimlich vornahm, Joseph später zu retten, schüttelte den Kopf. „Nein, tötet ihn nicht. Werft ihn stattdessen in einen Brunnen.“ – Folie 3
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Als Joseph seine Brüder erreichte, ergriffen sie ihn, zerrten ihm seinen schönen Mantel vom Leib und warfen ihn in einen dunklen, tiefen und trockenen Brunnen.<br/>Joseph stand mühsam auf und sah sich ängstlich im Brunnen um. „Lasst mich hier nicht zurück“, rief er zu seinen Brüdern hinauf. „Was habe ich euch denn getan?“ Die Brüder sahen in den Brunnen und lachten. „Mal schauen, ob sich deine Träume jetzt erfüllen.“<br/>Als der Abend anbrach, setzten sich die Brüder beim Brunnen auf den Boden und aßen Abendbrot. Kurze Zeit später kam eine Gruppe Händler vorbei. Ihre Kamele waren mit Gewürzen vollbeladen, die sie in Ägypten verkaufen wollten. Die Brüder standen auf und zeigten auf die Männer. „Ruben ist gerade nicht hier – das ist die Gelegenheit! Wir verkaufen unseren kleinen Bruder an diese Händler.“<br/>Als die Händler am Brunnen vorbeikamen, zogen Josephs Brüder ihn heraus und verkauften ihn für zwanzig Silberstücke. Kurz darauf kam Ruben zurück, doch es war zu spät: Joseph war weg. Seine Brüder hatten ihren bösen Plan in die Tat umgesetzt, und Joseph war auf einmal ein Sklave. – Folie 4
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Die Brüder dachten sich gemeinsam eine Geschichte aus, die sie ihrem Vater erzählten. Sie beträufelten Josephs Mantel mit Ziegenblut und zeigten ihn dem Vater. „Diesen Mantel haben wir draußen gefunden. Gehört der nicht Joseph?“ Jakob nahm den Mantel entsetzt in die Hand. „Ja, der gehört <br/>ihm! Mein Sohn wurde bestimmt von wilden Tieren getötet!“ Er zerriss vor Verzweiflung den Mantel und weinte viele Tage lang.<br/>Joseph und die Händler reisten derweil durch die Wüste, bis sie eines Tages die Tore von Ägypten erreichten. Joseph war noch nie in Ägypten gewesen. Er kam kaum aus dem Staunen heraus: Riesige Pharaos aus Stein saßen auf ihren Thronen. Gigantische schimmernde Pyramiden ragten hoch in den Himmel. Was wird jetzt aus mir?, fragte er sich. Werde ich Vater je wiedersehen?<br/>Die Händler verkauften Joseph an Potiphar, ein wichtiger Offizier am Hofe des Pharaos von Ägypten. Das Leben in Ägypten war völlig anders als in Kanaan. In Potiphars Familie aß man merkwürdige Lebensmittel und betete Götzen an. Joseph aber blieb den Geboten Gottes treu. „Ich werde nur an Jahwe beten, den einzig wahren Gott.“<br/>Joseph arbeitete hart für Potiphar, den das sehr freute. „Dein Gott hat dich gesegnet. Ich überlasse dir die Führung meines Hauses und all meiner Diener.“ Als Gott dies sah, segnete Er Potiphar und all seine Besitztümer. – Folie 5
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Jahre vergingen, und Joseph ging es gut. Es gab nur ein Problem: Die Frau von Potiphar mochte Joseph und versuchte ihn zu verführen. Als ihr Mann eines Tages nicht im Haus war, lud sie Joseph ein, mit ihr Zeit zu verbringen. Joseph aber schüttelte den Kopf. „Dein Mann hat mich damit beauftragt, sein Haus zu führen. Ich kann ihn nicht betrügen.“<br/>Potiphars Frau gab nicht auf. Jeden Tag bat sie Joseph aufs Neue, mit ihr Zeit zu verbringen. Doch Joseph gehorchte Gott und hörte nicht auf sie. Schließlich ersann sie einen hinterlistigen Plan: Als Joseph gerade im Haus arbeitete, griff sie sein Gewand und zerrte ihn in ihr Zimmer. Doch er lief sofort weg, so schnell er konnte, so dass sie nur noch sein Gewand in den Händen hielt.<br/>Das machte Potiphars Frau fuchsteufelswild. „Joseph wird schon sehen, was er davon hat.“ In dieser Nacht erzählte sie ihrem Mann eine Lüge über Joseph. „Dein hebräischer Sklave hat versucht, mich zu küssen – aber ich habe laut geschrien, und da ist er weggelaufen.“ <br/>Als Potiphar das hörte und Josephs Gewand sah, wurde er furchtbar wütend. Er hämmerte mit den Fäusten auf den Tisch und sagte: „Wie kann es Joseph nur wagen, mich zu betrügen! Werft ihn ins Gefängnis!“ – Folie 6
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Joseph war viele Jahre im Gefängnis des Pharaos eingesperrt. Doch Gott <br/>war noch immer bei ihm. Alles, was Joseph anfasste, gelang ihm und schon bald wurde ihm die Leitung des Gefängnisses übertragen. Kurz darauf traf er dort den Kammerdiener und den Bäcker des Pharaos. Sie waren eingesperrt worden, weil sie den Pharao verärgert hatten.<br/>Eines Nachts hatten der Kammerdiener und der Bäcker beide einen merkwürdigen Traum. Am Tag darauf, als Joseph ihnen ihr Essen brachte, sagten sie: „Wir hatten beide einen Traum, den wir nicht verstehen.“ Joseph antwortete: „Mein Gott hilft Menschen dabei, ihre Träume zu deuten. Erzählt mir, was ihr geträumt habt.“<br/>Der Kammerdiener begann. „Ich sah einen Weinstock mit drei Ästen und vielen reifen Weinreben. Ich presste die Trauben in einen Becher und gab den Saft dem Pharao.“ Joseph dachte einen Moment nach. Dann sagte er: „In drei Tagen wird der Pharao dich wieder einstellen.“<br/>Der Bäcker war von dieser Traumdeutung für den Kammerdiener begeistert. Er griff Joseph am Arm. „In meinem Traum trug ich drei Körbe voller Brot auf dem Kopf. Doch dann fraßen die Vögel das Brot auf, so dass nichts übrigblieb.“ Joseph sah den Bäcker traurig an. „Innerhalb von drei Tagen wird der Pharao dich zum Tode verurteilen.“ – Folie 7
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Drei Tage später gab es im Palast eine rauschende Geburtstagsfeier für den Pharao. Während dieser Feier ließ der Pharao den Kammerdiener und den Bäcker zu sich kommen. Der Kammerdiener wurde wieder eingestellt, der Bäcker aber wurde gehängt, so wie Joseph es vorhergesagt hatte.<br/>Zwei weitere Jahre vergingen, und noch immer saß Joseph im Gefängnis. Eines Nachts hatte der Pharao zwei sorgenvolle Träume, die er nicht verstand. Er wälzte sich die ganze Nacht unruhig im Bett hin und her. In dem einen Traum kamen sieben fette Kühe ans Ufer des Nils, um zu grasen. Dann kamen sieben dünne Kühe aus dem Fluss und fraßen die fetten Kühe.<br/>Der Pharao wachte auf, schlief dann wieder ein und träumte jetzt, wie <br/>sieben fette Getreideähren heranwuchsen. Dann erschienen sieben dünne Getreideähren und fraßen die fetten Ähren. Als er am nächsten Morgen aufwachte, rief er alle Magier Ägyptens zu sich. „Erzählt mir, was diese Träume bedeuten!“, rief er. Doch so sehr sie sich auch den Kopf zerbrachen – die Magier konnten sich keinen Reim aus den Träumen des Pharaos machen.<br/>Plötzlich fiel dem Kammerdiener sein eigener Traum ein, und wie Joseph ihm dabei geholfen hatte. „Es gibt einen hebräischen Gefangenen, der Träume deuten kann“, sagte er. „Vielleicht kann er dir helfen.“ Das Gesicht des Pharaos hellte sich auf. „Meine n – Folie 8
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Der Pharao saß auf dem Rand seines goldenen Throns und sah Joseph hoffnungsvoll an. „Meine nutzlosen Magier können mir meine Träume nicht deuten. Aber mein Kammerdiener hat mir beteuert, dass du es kannst.“ Joseph antwortete: „Mein Gott versteht die Träume, nicht ich. Er wird mir bei der Deutung Eurer Träume helfen.“ Aufmerksam hörte er sich an, was der Pharao ihm erzählte.<br/>„Eure Träume sind eine Warnung von Gott“, sagte Joseph. „Ägypten wird sieben Jahre lang gute Ernten haben, gefolgt von sieben Jahren Dürre. <br/>Kein Getreide wird dann mehr gedeihen. Deshalb solltet Ihr jetzt anfangen, Nahrungsmittel für später aufzubewahren.“<br/>Der Pharao hatte noch nie einen so weisen Menschen getroffen. Er erkannte, dass Joseph die Wahrheit sprach. Er nahm einen Ring von seinem Finger und gab ihn Joseph. Dann hing er ihm eine Goldkette um den Hals und gab ihm Kleidung aus feinstem Leinentuch. „Du wirst ab sofort Ägypten regieren“, sagte der Pharao. „Jeder muss deinen Anweisungen gehorchen.“<br/>Joseph war dreißig Jahre alt, als er Gouverneur von Ägypten wurde. Er war nun der zweitmächtigste Mensch Ägyptens, direkt unter dem Pharao. – Folie 9
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Um Joseph die Regierungsarbeit zu erleichtern, schenkte ihm der Pharao eine prächtige Kutsche. Wenn Joseph darin fuhr, liefen Diener des Pharaos vor der Kutsche und riefen: „Kniet nieder vor dem Gouverneur Ägyptens!“<br/>Joseph regierte das Reich gekonnt und genoss Ruhm und Anerkennung. Weil Gott ihm die Dürre vorhergesagt hatte, wusste er, was zu tun war. In den nächsten sieben Jahren ließ er lange Kanäle graben, um Wasser zu speichern und riesige Lagerhallen bauen, um Nahrungsmittel aufzubewahren. Joseph sammelte so viel Getreide, dass er es nicht mehr zählen konnte!<br/>Nach sieben Jahren begann die Dürrezeit. Jeden Tag brannte die heiße Sonne und verwandelte den Boden zu Staub. Die Ägypter waren so hungrig, dass ihre Bäuche grummelten. „Wir sind fast am Verhungern. Bitte gib uns etwas zu essen!“, riefen sie zum Pharao.<br/>Der Pharao wusste, dass Joseph für diese Hungersnot vorgesorgt hatte. Er sagte zu den Ägyptern: „Geht zu Joseph und tut, was er euch sagt.“ Joseph öffnete daraufhin all seine Lagerhallen. Er verkaufte den Ägyptern das Getreide, und niemand musste Hunger leiden. – Folie 10
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Nur wenig später erreichte die Hungersnot auch Kanaan, das Land, in dem Josephs Familie lebte. Als Jakob davon hörte, dass es Getreide in Ägypten gab, sagte er zu seinen Söhnen: „Geht nach Ägypten und kauft dort Nahrungsmittel, damit wir überleben können.“ Nur Benjamin, der jüngste Sohn, sollte bleiben. Jakob wollte nicht noch einen Sohn verlieren. <br/>Jakobs Söhne sattelten ihre Esel und machten sich auf nach Ägypten. Nicht einmal in ihren wildesten Träumen wären sie auf die Idee gekommen, dass der mächtige ägyptische Gouverneur ihr eigener Bruder Joseph war.<br/>Als die Brüder Ägypten erreichten, verbeugten sie sich vor ihm und sagten: „Es gibt in Kanaan kein Getreide mehr. Wir sind gekommen, um Nahrungsmittel für unsere Familien zu kaufen.“ Keiner von ihnen erkannte Joseph in seinem edlen ägyptischen Gewand.<br/>Joseph aber erkannte seine Brüder sofort wieder. Juda, Simeon, Ruben, Sebulon ... all seine Brüder bis auf Benjamin waren gekommen und hatten sich vor ihm verbeugt. Die Träume, die Gott ihm damals geschickt hatte, waren nun Wirklichkeit geworden. – Folie 11
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Joseph ersann einen schlauen Plan. Er beschloss, es seinen Brüdern zu verheimlichen, wer er war. Er sprach nicht direkt mit ihnen, sondern ließ einen hebräischen Diener für ihn sprechen: „Ihr seid Spione! Ihr wollt Ägypten ausspionieren!“<br/>Josephs Brüder schüttelten ihre Köpfe. „Nein nein, wir sind keine Spione. Wir sind aus Kanaan und möchten Getreide kaufen. Wir waren zwölf Brüder, aber der jüngste ist zuhause geblieben und ein anderer ist tot.“<br/>Joseph verschränkte die Arme vor der Brust und sah seine Brüder finster an. „Ich glaube euch nicht. Woher soll ich wissen, ob ihr nicht doch Spione seid?“ Er ließ sie für drei Tage ins Gefängnis sperren. Dann sagte er: „Nehmt etwas Getreide und geht nach Hause. Kommt dann mit eurem kleinen Bruder zurück. Erst dann glaube ich euch.“<br/>Die Brüder zitterten vor Furcht. Wurden sie von Gott dafür bestraft, was <br/>sie vor langer Zeit ihrem Bruder angetan hatten? Voller Gedanken über <br/>ihre bösen Taten luden sie Nahrungsmittel auf ihre Esel und brachen nach Kanaan auf. Joseph aber hielt den einen Bruder, Simeon, in Ägypten fest, um sicherzustellen, dass seine Brüder auch wirklich zurückkehrten. – Folie 12
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Als die verängstigten Brüder wieder zuhause waren, erzählten sie ihrem Vater, was sie erlebt hatten. „Der Gouverneur von Ägypten ist gemein und böse. Er hat Simeon ins Gefängnis geworfen. Wir müssen mit Benjamin nach Ägypten zurückkehren, um unseren Bruder zu befreien.“<br/>„Und unterwegs habe ich das Geld, das wir für das Getreide ausgegeben haben, in meinem Proviantbeutel wiedergefunden“, erzählte Sebulon. „Was tut Gott uns an?“ Die anderen Brüder leerten ihre Proviantbeutel aus. Voller Erstaunen sahen sie, dass auch dort Geld versteckt war!<br/>Jakob starrte besorgt auf das Geld. „Benjamin darf auf gar keinen Fall mit nach Ägypten kommen. Ich würde vor Gram sterben, wenn ihm etwas zustieße.“ Doch eines Tages war das Getreide aus Ägypten fast aufgebraucht. Die Menschen hatten Hunger und ihre Mägen knurrten. Jakob sagte zu seinen Söhnen: „Geht nach Ägypten zurück und kauft mehr Nahrungsmittel.“<br/>„Wir müssen Benjamin mitnehmen“, sagte Juda. „Sonst wirft der Gouverneur uns alle ins Gefängnis.“ Jakob seufzte und sah Benjamin zärtlich an. Er hatte wohl keine Wahl. „Na gut“, sagte er. „Nehmt Benjamin mit. Wenn ich meine Kinder verlieren muss, ist dies wohl mein Schicksal.“ – Folie 13
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Und so machten sich Josephs Brüder erneut nach Ägypten auf, dieses Mal mit Benjamin. Sie nahmen viele Geschenke für den Gouverneur mit und doppelt so viel Geld, um alles zurückzuzahlen, was in den Proviantbeuteln versteckt worden war.<br/>Als Joseph Benjamin unter seinen Brüdern entdeckte, entließ er Simeon aus dem Gefängnis und lud alle zum Essen ein. „Bereitet ein Festmahl vor“, befahl er seinen Dienern. „Diese Männer werden heute Abend mit mir essen.<br/>Die Brüder sahen einander nervös an. „Warum lädt uns der Gouverneur zum Essen ein? Vielleicht hat er das Geld in unseren Beuteln versteckt, damit er unsere Esel stehlen und uns versklaven kann.“ Doch die Männer hatten nichts zu befürchten. Joseph war freundlich zu ihnen und behandelte sie gut.<br/>An diesem Abend veranstaltete Joseph ein prächtiges Fest für seine Brüder. Es geschah jedoch etwas Ungewöhnliches während des Essens. Er platzierte sie nebeneinander, vom Ältesten zum Jüngsten, und bot Benjamin fünfmal so viele Gerichte an wie den anderen. „Woher weiß er, wie alt wir sind?“, flüsterten sie. „Und warum bekommt Benjamin mehr zu essen?“ Sie wussten immer noch nicht, dass der Gouverneur von Ägypten ihr Bruder Joseph war. – Folie 14
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Als das Abendessen vorbei war, wollten die Brüder nach Hause gehen. Joseph sagte zu seinen Dienern: „Füllt ihre Proviantbeutel mit so viel Nahrung, wie sie tragen können. Und versteckt meinen Silberbecher in Benjamins Beutel.“ Er wollte herausfinden, ob sie Benjamin liebten oder ob sie ihren jüngsten Bruder genauso grausam behandeln würden wie ihn damals.<br/>Am nächsten Morgen brachen die Brüder wieder nach Kanaan auf. Doch <br/>sie kamen nicht weit. Joseph sandte ihnen einen Diener hinterher, der sie beschuldigen sollte, seinen Silberbecher gestohlen zu haben. Als der Diener sie eingeholt hatte, sagte er: „Der Silberbecher des Gouverneurs ist weg. Habt ihr ihn gestohlen?“<br/>„Nein! Wir haben nichts gestohlen“, sagten die Brüder. „Nie im Leben würden wir den Becher des Gouverneurs stehlen.“ Josephs Diener glaubte ihnen nicht. Er durchsuchte ihre Proviantbeutel, einen nach dem anderen. In dem Beutel von Benjamin fand er schließlich den Becher. Er nahm den Becher und hielt in hoch. „Ihr seid ein diebisches Pack!“, brüllte er.<br/>Die Brüder starrten entsetzt auf den Becher. Man konnte mit dem Tode bestraft werden, wenn man den Gouverneur bestahl. „Wir wissen nicht, wie der Becher in Benjamins Beutel gekommen ist. Wir würden den Becher niemals stehlen.“ Doch der Diener hörte nicht auf sie. Er leitete sie zur Stadt zurück, um sie Joseph vorzuführen. – Folie 15
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Als die Brüder vor Joseph standen, warfen sie sich vor ihm auf den Boden und flehten um Erbarmen. „Wie können wir beweisen, dass wir deinen Silberbecher nicht gestohlen haben?“ Joseph sah auf die Männer herab und trommelte mit seinen Fingern. „Ich glaubt wohl, ihr könnt mich anschwindeln?“, sagte er streng.<br/>Er zeigte auf Benjamin. „Ab sofort ist Benjamin mein Sklave. Ihr anderen könnt gehen.“ Voller Sorge, dass es ihrem Vater das Herz brechen würde, wenn sie ohne Benjamin zurückkehrten, trat Juda hervor und kniete zu Josephs Füßen nieder. „Behalte Benjamin bitte nicht“, sagte er. „Das würde unseren Vater vernichten. Er hat schon einen Sohn verloren. Ich will stattdessen dein Sklave sein.“<br/>Joseph war überwältigt. Er liebte seine Familie. Und da sie sich so um Benjamin sorgten, war er sicher, dass ihre Herzen sich gewandelt hatten und nicht mehr bösartig und grausam waren. Er atmete tief durch und befahl dann all seinen Dienern, den Raum zu verlassen. Es war nun Zeit, das unglaubliche Geheimnis zu lüften. – Folie 16
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Josephs Augen füllten sich mit Tränen und er fing an zu weinen. „Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr als Sklaven verkauft habt“, sagte er. „Lebt mein Vater noch?“ Die Brüder starrten Joseph ungläubig an. Sie hatten so große Angst, dass ihnen die Worte fehlten. Ihre Beine waren weich wie Gelee. Sie sahen einander an und fragten sich, was als nächstes passieren würde. Würde Joseph sie nun dafür bestrafen, dass sie ihn damals verkauft hatten?<br/>Doch sie machten sich umsonst Sorgen. Joseph hatte seine Brüder lieb und ihnen längst vergeben. Er öffnete die Arme und sagte: „Keine Angst. Gott hat mich zum Herrscher von Ägypten gemacht. Er hat mich hierhergeschickt, um Menschenleben zu retten. Euer böser Plan war Gottes guter Plan.“ Joseph verstand, dass Gott von Anfang an vorhatte, Sein Volk zu retten.<br/>Schon bald plauderten und lachten die Brüder miteinander und erzählten sich Geschichten. „Geht nun und kommt mit unserem Vater und euren Familien zurück nach Ägypten“, sagte Joseph. „Ich werde für euch sorgen.“<br/>Auch der Pharao war froh. Er sagte zu Joseph: „Sag deinen Brüdern, dass sie meine Wagen nehmen können, um ihre Frauen und Kinder zu tragen. Und deinen Vater natürlich. Ich werde ihnen das beste Land in Ägypten geben, und sie werden genug zu essen haben.“ – Folie 17
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Die Brüder verließen Ägypten und eilten nach Kanaan zu ihrem Vater Jakob. „Joseph ist am Leben!“, erzählten sie ihm. „Er ist der Herrscher von Ägypten.“ Zuerst glaubte ihnen Jakob nicht. Doch als er die Wagen sah, die Joseph mitgeschickt hatte, um sie zurück nach Ägypten zu nehmen, erkannte er, dass seine Söhne die Wahrheit erzählten.<br/>Jakob packte seine Habseligkeiten zusammen und machte sich mit seiner Familie nach Ägypten auf. Unterwegs sprach Gott zu ihm. „Du sollst von nun an Israel heißen. Ich werde dich nach Ägypten begleiten, und aus deinem Stamm wird eine große Nation wachsen. Und eines Tages werde ich diese Nation nach Hause geleiten.“ <br/>Als Joseph von der Ankunft seiner Familie hörte, sprang er in seine Kutsche und raste ihnen entgegen. Er konnte es nicht abwarten, seinen Vater wiederzusehen. Als sie sich trafen, kniete Joseph vor ihm nieder und weinte eine lange Weile. Israel sagte zu Joseph: „Jetzt kann ich in Frieden sterben. Ich habe gesehen, dass mein Sohn lebt!“<br/>Der Pharao hielt sein Versprechen. Er gab Josephs Familie das beste Land in Ägypten – eine Region namens Goschen. Sie arbeiteten dort hart, hatten viele Kinder und wurden reich in allen Belangen. Und viele Jahre lang lebte das hebräische Volk friedlich in Ägypten, als Dank dafür, dass Joseph dem Pharao so gut gedient hatte. – Folie 18
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©Bible Pathway Adventures – Folie 19